Es ist wieder so weit. Vogelzug an der Ostseeküste.

Die letzte Woche war ich intensiver an der Ostseeküste unterwegs, um meine noch recht neue Canon EOS R5 bei der Limikolenfotografie am Strand ausgiebig zu testen.

Was soll ich sagen? Die Kamera hat den Test bestanden. Es gibt viele sehr positive Funktionen, die das Fotografieren an dieser Lokation erheblich vereinfachen.

Bilder, die sonst nicht möglich waren, sind mir jetzt fast auf Anhieb gelungen.

Es gibt auch ein kleines Manko, zu all dem aber später mehr.

In tiefer Perspektive ist der Fotograf körperlich gefordert, noch dazu, wenn mit 400 mm fotografiert werden soll, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Aber auch mit 800 mm Brennweite muss man sich recht nahe an die Motive heranarbeiten, was am offenen Strand für Aussenstehende sicherlich ein tolles Schauspiel abgibt.

Da robbt dann ein Fotograf ganz flach am Boden, eine gigantische Optik vor sich her schiebend, den Strand entlang, oft sogar ohne klar ersichtliches Ziel.

Denn woher soll der Strandbesucher wissen, dass ich es auf die kleinen Piepmätze, die emsig am Spülsaum nach Nahrung suchen, abgesehen habe.

So kommt es dann leider nicht selten vor, dass ich direkt angesteuert und gefragt werde, was ich denn da fotografiere. Das hat den unschönen Effekt, dass dabei sämtliche Fotoobjekte, an die ich mich zuvor minutenlang herangearbeitet hatte, Reißaus genommen haben und wieder im sicheren Abstand von 20-50 Metern landen. Dann fällt es mir immer schwer, noch nett zu antworten. Ich muss mir bewusst machen, dass der Strand nicht nur der Natur, schon gar nicht nur den Tierfotografen, sondern auch den erholungssuchenden Menschen gehört.

Gegenlichtaufnahmen waren bis dato immer sehr schwierig, insbesondere das Scharfstellen fiel schwer und viele Bilder waren bei der Auswertung am Monitor letztlich nicht an der richtigen Stelle exakt fokussiert. Seitdem ich die EOS R5 nutze, hat sich dieses Problem erledigt.

Auch aktionsreiche Bilder bei naher Aufnahmedistanz waren noch vor einigen Wochen für mich nur Glückstreffer. Auch hier erhöht die R5 drastisch meine Trefferquote, insbesondere da der Autofokus über annähernd den gesamten Sensor funktioniert.

Desweiteren ermöglicht die hohe Auflösung mir jetzt weiter entfernt von den Motiven zu agieren oder auf einen Telekonverter zu verzichten. Dadurch passiert es jetzt kaum noch, dass das Motiv sich aus dem Bildausschnitt herausbewegt oder beim Flügelheben eben dieser abgeschnitten wird. Somit ist das Verfolgen der Tiere im Sucher, die Bildgestaltung durch Beschnittreserven und das automatische Fokussieren über den ganzen Sensor eine enorme Arbeitserleichterung.

Die Augenerkennung funktioniert auch bei wenig Licht oder Gegenlicht sehr zuverlässig, der Dynamikumfang ist prima und das Rauschverhalten absolut genial.

So konnte ich mich auch bei dem vorangegangenen Bild voll auf die Motivgestaltung konzentrieren. Bis zu 20 Bilder die Sekunde mit elektronischem, absolut lautlosem und erschütterungsfreiem Verschluss ermöglichen dann auch eine prima Bildauswahl.

Aber Vorsicht:

Die Speicherkarten müssen groß sein, die Geduld bei der Bildauswertung und Archivierung auch! Der Computer braucht viel Arbeitsspeicher, schnelle USB-Schnittstellen, riesige Festplatten und eine aktuelle CPU.

Somit gelingen dann sogar ausgezeichnete Aufnahmen bei extrem wenig Licht.

Das ist der Strand, wie die Limikolen und ich ihn lieben: menschenleer, mit leichtem Hochwasser und dadurch entstandenen flachen Pools.

Hier findet man dann sehr schön ganz frische Spuren der Nahrungsaufnahme von Sanderlingen, Alpenstrandläufern und Pfuhlschnepfen. Auch Kiebitzregenpfeifer, Sandregenpfeifer und Bachstelzen laben sich. Ein Steinschmätzer hüpft vor mir über den Strand, toleriert mich aber nur bis auf ca. 20 Meter Entfernung und fliegt dann ab.

Nicht jeden Tag sind die Limikolen kooperativ, oft kann man für Fotos nicht nahe genug herankommen. Dann geniesst man das Rauschen der Ostsee, im Hintergrund hört man die Rothirsche röhren, mit etwas Glück erlebt man einen tollen Sonnenuntergang und auf dem Fussweg zum Parkplatz ein Laubfroschkonzert im Schilf, während die Fledermäuse nach Insekten jagen.

Und nun noch der von mir erwähnte kleine Schwachpunkt meiner EOS R5 für diese Art der Fotografie. Ein Winkelsucher lässt  sich nicht anschliessen! Ich muss also in sehr tiefer Position für den Blick durch den Sucher echte Verrenkungen anstellen oder das Klappdisplay nutzen. Das ausgeklappte Display ist allerdings in der sandigen Umgebung und beim robbenden Heranpirschen extrem gefährdet und kann für mich einen Winkelsucher nicht voll ersetzen.

Von mir benutzte technische Hilfsmittel:

  • Ministativ von Leofoto mit Nivellierung und Panoramaklemme
  • oder mittlerweile vorwiegend  Micro Groundpod Lever Bodenstativ - Hebelkupplung und 80 mm Tellerfuß (kompakter und am Strand robuster)
  • Canon EOS R5 mit Canon 400mm f/2,8 L IS II (am liebsten ohne Konverter, manchmal mit 2fach-Konverter)
  • Handwagen und Fahrradanhänger
    Der gezeigte Anhänger wird leider nicht mehr angeboten und wurde von mir auch erheblich umgebaut, um als Packesel für meine Fotoausrüstung zu funktionieren und lässt sich für den Transport nicht zusammenklappen!
    Es gibt mittlerweile einen klasse Anhänger, der so wie er ist als Foto-Trolly funktioniert, auch am Fahrrad angehängt werden kann (Kupplung für die Sattelstütze ist dabei) und sich ganz flach zusammenklappen lässt.
  • König Photobags Lenspacker 2 mit 2 Außentaschen und 2 Stativköchern
  • Ortlieb Lenkradtasche mit Photoeinsatz von König Photobags
  • Viele Akkus und Speicherkarten mit viel Speicherplatz

Leofoto LS-223CEX Ranger Mini-Stativ mit integrierter Nivellierung + Leofoto QS-50 Schnellwechsel-Set + Leofoto RH-1L Panorama-Schnellwechselkupplung mit Schnellwechselplatte

 

Titelbild: Kiebitzregenpfeifer, der Strandspaziergängern ausweicht

Eine größere Auswahl meiner Bilder findest Du hier: christian-luebke.photography

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Tags: Bilder
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  • Klasse Bilder

    Sehr schöner Bericht mit interessanten Infos zu den Vögeln und der neuen R5.